Bildungsreisen als Training für ein längeres Leben

Jutta und Klaus vor dem Taj Mahal   


Wenn wir uns heute fragen, wie wir die zahlreichen Reisen, die wir gemeinsam erlebt haben, bewältigen konnten, so stellt sich immerwieder die Frage, welche Art von Stress wir dabei erlebten. Im Gegensatz zu dem gefährlichen Distress, der zu körperlichen und physischen Überlastungen führen kann, empfanden wir den Eustress während der Reisen als angenehm.

Eustress kann zusätzliche Energien und Kräfte freisetzen. Alle unsere Bildungsreisen waren mit einer längeren Vorbereitung verbunden und dienten unserer Vorfreude auf das spannende Unternehmen. Natürlich konnte es während der Reise gefährlich werden, z.B. als Jutta bei Fort Amber aus dem offenen Jeep geschleudert wurde. Aber außer leichten Prellungen hat sie das Unglück heil überstanden.

Die wichtige Nachbereitung der Bildungsreise verläuft normalerweise stressfrei und ist aber auch wichtig, denn nur so bleiben die Erinnerungen erhalten. Es ist bei mir schon Tradition, dass ich entsprechende Reiseberichte verfasse und Bücher schreibe bzw. ergänze.

Ich habe mich mit meinem Hausarzt über das Älterwerden unterhalten. Er weiß aus Erfahrung, dass das ruhige, wenig abwechslungsreiche Leben tödlich sein. Der Mensch braucht auch im Alter eine gewisse Belastung (Eustress) und dafür sind Bildungsreisen bestens geeignet. Überraschenderweise erfuhr ich von ihm, dass selbst Professoren auch zu Demenz neigen können.

Ich habe alle interessanten Reisen, danach analysiert, welche kritischen Situationen wir erlebt haben und die entsprechenden Textstellen markiert:

1. Beinahe-Absturz in Argentinien 

Mendoza  


Die jeweiligen Flugtickets finanzierte ich mit meinen Spesen. Mein erstes Ziel war Anfang Mai die am Fuße der Anden gelegene Weinmetropole MENDOZA. Von dort wollte ich eine Tour in die Anden zur chilenischen Grenze unternehmen. Ich fuhr am Freitagnachmittag mit dem Bus von La Plata nach Buenos Aires zum Stadtflughafen (Aeroparque Jorge Newberry). Alles klappte problemlos und die Caravelle der AEROLINAS ARGENTINAS sollte gegen 21 Uhr 30 in Mendoza (Reisetipp "Mendoza") landen. Gegen 21 Uhr wurde die Maschine sehr unruhig und ging in den Sturzflug über. Ich saß in einer der hinteren Reihen und sah mein letztes Stündlein gekommen ("mit 28 Jahren wirst Du nicht besonders alt"). Und plötzlich hatte der ganze Zauber ein Ende: wir waren ordnungsgemäß gelandet.

Aber wie sich sehr schnell herausstellen sollte, nicht in Mendoza, sondern in San Juan. Dies war auch zwei jungen Männern nicht klar, die in ihren Anoraks eindeutig als Deutsche zu erkennen waren. Sie waren bereits ins Taxi eingestiegen und nannten ihr Hotel. Nach einigem Hin und Her teilte der Taxifahrer ihnen mit, daß Mendoza noch ca. 150 km entfernt liegen würde. Ich stand am Ausgang des Flugzeugs an der Gangway und genoß nach der ganzen Aufregung etwas frische Luft. Mit den beiden "Rückkehrern" kam ich sofort ins Gespräch. Beide waren als Ingenieure bei SULZER und MERCEDES-BENZ in Buenos Aires tätig. Sie sprachen - im Gegensatz zu mir - hervorragend Spanisch und wir unternahmen die Tour in die Anden gemeinsam.

 

2. Fährstreik in Cherbourg (Irland-Reise)

Der Regenbogen bei Dublin
 

Aus heutiger Sicht - also nach mehr als 30 Jahren - kann ich diese "Liebe auf den ersten Blick" viel besser erklären, als es mir damals möglich gewesen wäre. Dabei half mir auch unsere langgeplante Irland-Reise (vom 30.August bis zum 10. September 2000) mit meiner 2. Frau JUTTA in die ärmste Gegend Irlands - nach Connemara (westlich von Galway). Es war eine richtige PKW-Rallye mit der irischen Fähre vom französischen Brest (wegen eines Streiks war die Abfahrt von Cherbourg  (420 km nach Brest) nicht möglich) nach Rosslare in Irland. Und dann mitten in der Nacht (wegen der Verspätung durch den Streik von ca. 8 Stunden) quer durch Irland nach Cleggan (bei Clifden) an der Westküste. Die Rückfahrt gestaltete sich etwas einfacher, in dem wir über Großbritannien wieder nach Hause fuhren. Wir bewährten uns beide als Super-Team (Jutta erhielt von mir anschließend ein Zertifikat "Best Co-Pilot of the World"!). Die detaillierte Geschichte dieses Abenteuer-Urlaubes folgt später!

 

3. Polizeieskorte in Ägypten

Polizeikonvoi nach Luxor
 

So konnten wir uns drei Tage lang in Ägypten akklimatisieren und uns auf Land und Leute einstellen. Wir waren sehr angenehm von der ''geschäftstüchtigen'' Freundlichkeit (Reisetipp "Fliegende Händler") überrascht und nahmen dafür die unübersehbaren Schutzmaßnahmen der ägyptischen Touristen-Polizei gerne in Kauf. Uns gab das ein relatives Gefühl der Sicherheit, als wir im Polizei-Konvoi (Reisetipp "Polizeikonvoi") durch die östliche Wüste im Eiltempo die Strecke von Hurghada über Safaga nach Luxor zurücklegten. (Reisetipp "Beduinenmädchen")

 

 4. Jeep-Unfall bei Fort Amber (Rajasthan)

Elefanten bei Fort Amber


Natürlich ist ein Aufenthalt in Jaipur auch mit einem Besuch des Fort Amber verbunden. Das Fort wurde 1586 - 1614 erbaut und ist entweder mit Jeep oder auf Elefanten zu erreichen. Jutta wählte den Jeep. ohne zu ahnen, dass sie sich dadurch in eine großere Gefahr als mit den Elefanten begab, denn sie wurde unterwegs aus dem Jeep geschleudert. Hinter dem Fort liegt eine unheimlich anmutende Ruinenstadt und im Tal unten liegt das alte Amber. Hier soll sich der Legende nach ein unermesslicher Schatz befinden, was zu der erfolglosesten Schatzsuche aller Zeiten geführt hat.
(Reisetipp "Fort Amber")

 

5. Schmutziger Zug nach Xi'an (China)

 

Ankunft in Xi'an

Vor dem Einschlafen organisierten wir beim Zugpersonal noch den Weckruf gegen 6 Uhr am kommenden Morgen und je eine Portion Kaffee für das Frühstück. Die Nachtfahrt verlief ruhig und wir konnten sehr gut schlafen. Am Morgen war es eindrucksvoll, während der Fahrt die eintönige Lößlandschaft vorbeiziehen zu sehen. Die morgendliche Toilette verursachte wegen des großen Andranges (wie wir bereits vorhergesehen hatten) Schwierigkeiten. Dazu kamen auch die schlechten hygienischen Verhältnisse in der Toilette und im Waschraum (eine Dusche gab es nicht). Deshalb nutzten wir unsere Feuchttücher, die wir auf all unseren Reisen als Standardausrüstung mitführen, für eine erfrischende "Katzenwäsche".

 

6. Zwischenfall am Bankautomaten in Kapstadt (Südafrika)

Kapstadt
  

Über das Mißgeschick, das uns am freien Sonntagvormittag (vor der Stadtrundfahrt) in Kapstadt passierte, habe ich bereits in meinem 2. Teil  Von Johannesburg zum Kruger Nationalpark in Südafrika berichtet. Ich habe hier noch einmal den entsprechenden Abschnitt übernommen: Am Tag vor der Rückreise benötigten wir einen kleineren Betrag als Trinkgeld für die Reiseleitung in südafrikanischer Währung. Mit einem mulmigen Gefühl und einem farbigen Mitarbeiter des Capedonian Hotels in Kapstadt begaben wir uns zum Geldautomaten der Mercantile Bank auf der gegenüberliegenden Seite.Wir wollten 350 Rand abheben. Es kam kein Geld - nur ein Beleg über den abgebrochenen Vorgang. Die EC-Karte blieb im Automaten. Jutta ging sofort zum Hotel, um dort unter großem Aufwand die Karte in Deutschland sperren zu lassen. Ich blieb beim Automaten, um sicherzugehen, dass niemand unsere Karte entfernte. In der Zwischenzeit hatte sich eine größere Gruppe von über 10 Farbigen diskutierend vor dem Automaten versammelt. Nach einiger Zeit kam Jutta mit der Information zurück, dass unsere Karten in Deutschland gesperrt seien.

Am darauffolgenden Montag gingen wir sofort um 9 Uhr zur Mercantile Bank, um unsere verschwundene EC-Karte zu reklamieren. Von der Bank-Mitarbeiterin bekamen wir sofort unsere Karte zurück - allerdings im zerstörten Zustand in zahlreichen kleinen Teilen. Schon am Morgen bei der Öffnung des Automaten wurde dies aus Sicherheitsgründen durchgeführt. Warum wurde nun die Karte einbehalten? Unsere EC-Karte war keine Mastercard, sondern dem Maestro-System angeschlossen. Dies wurde vom Bankautomaten nicht akzeptiert. Warum er die Karte nicht sofort wieder zurückgab, blieb uns ein Rätsel. In Deutschland erhielten wir innerhalb einer Woche kostenlos neue EC-Karten  - allerdings mit neuen Pin-Nummern. Somit hatte die ganze (unnötige) Aufregung doch noch zu einem guten Ende geführt.

Unser Namensschild

 
Unser Baum

Obwohl wir während unserer zahlreichen Reisen keiner wirklichen Todesgefahr ausgesetzt waren, haben wir über den Tod  nachgedacht und kauften 2016 einen Baum im Ruhwald bei Holle. Unter dem Baum, der unser Namensschild trägt, werden die Urnen mit unserer Asche begraben. Wir besuchen regelmäßig unseren Baum und freuen uns über die Ruhe und den herrlichen Ausblick. Ist es nicht eine Fügung, dass ich in den Jahren 2010 bis 2013 in dieser Gegend die Aufnahmen für meine Bildbände gemacht habe?

siehe auch:

Bewußt länger leben!


 

 


 


 


 

 

 

 

 


 






Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

"Bewußt länger leben"!

"Magische Momente"!